Die Polare gibt das Verhältnis zwischen Fluggeschwindigkeit und Sinkgeschwindigkeit an. Jeder Punkt auf der Polare (hier gelb dargestellt) gibt eine Geschwindigkeit und die dazugehörige Sinkgeschwindigkeit an. Versuche doch mal, einige typische Fluggeschwindigkeiten und die dazugehörigen Sinkwerte zu finden.
Wichtige Punkte auf der Polare
Minimalfahrt: Am linken Ende der Polare befindet sich die Minimalgeschwindigkeit. Sie liegt je nach Gleitschirm und Lufteigenschaften bei ca. 20 km/h. Dein Gleitschirm kann noch langsamer und sogar rückwärts fliegen. Das Profil wird dann aber nicht mehr in der gewohnten Weise angeströmt. An dem Punkt, an dem die normale Anströmung nicht mehr möglich ist, endet die Polare des Gleitschirms.
Geringstes Sinken: Wenn es nicht darauf ankommt, möglichst weit zu kommen, sondern möglichst wenig zu sinken, ist die „Geschwindigkeit des geringsten Sinkens“ die beste Wahl. Nutze sie immer dann, wenn du schon dort bist, wo du hin willst und jetzt möglichst viel Zeit dort verbringen willst. Sie ist sinnvoll in aufsteigender Luft. Du findest den Punkt am geometrisch höchsten Punkt der Polare.
Bestes Gleiten: Stell dir vor, du legst ein Lineal auf den Nullpunkt des Koordinatensystems (rote Linie) und lässt es genau die Polare berühren. Der Punkt, an dem dein Lineal die Polare deines Gleitschirms berührt, ist der Punkt des besten Gleitens. Also der der Konfiguration, mit der du in ruhiger Luft am weitesten Gleitest.
Maximalfahrt: Am rechten Ende der Polare befindet sich der Punkt der maximalen horizontalen Geschwindigkeit. Hier ist der Beschleuniger voll durchgetreten, die Trimmer sind voll geöffnet und die Bremsen sind vollständig gelöst. Der Preis für die hohe Geschwindigkeit ist ein erhöhtes Sinken und eine verringerte Stabilität des Profils gegenüber Störungen und Einklappern.
Einfluss von Wind und Thermik
Gegenwind: Setze den Anfang deines Lineals auf der X-Achse (horizontal) auf den Punkt, der dem Gegenwind entspricht. Du brauchst nicht sehr genau zu sein. Du kannst aber erkennen, dass es bei Gegenwind sinnvoll ist, in einem höheren Geschwindigkeitsbereich zu fliegen, um möglichst hoch anzukommen.
Rückenwind: Setze den Anfang deines Lineals auf der X-Achse (horizontal) auf den Punkt, der dem Rückenwind entspricht. Diesmal aber links vom Nullpunkt, also im negativen Bereich. Du kannst erkennen, dass es bei Rückenwind sinnvoll ist, in einem niedrigeren Geschwindigkeitsbereich zu fliegen, also gebremst, um möglichst hoch zu kommen.
Sinkende Luftmasse: Setze den Anfang deines Lineals auf der Y-Achse (vertikal) auf den Punkt, der der vertikalen Bewegung der umgebenden Luftmasse entspricht. Sinkende Luft wird hier nach oben, also positiv, angegeben. Je stärker das Sinken ist, desto sinnvoller ist es, schneller oder sogar beschleunigt zu fliegen. Außerdem hat man so den Vorteil, möglichst schnell aus der absinkenden Luftmasse herauszukommen. Bedenke aber, dass in turbulenter Luft die Wahrscheinlichkeit von Störungen beim beschleunigten Fliegen zunimmt.
Steigende Luftmasse: Setze den Anfang deines Lineals auf der Y-Achse (vertikal) auf den Punkt, der der vertikalen Bewegung der umgebenden Luftmasse entspricht. Steigende Luft wird hier nach unten, also negativ, angegeben. Je stärker das Steigen ist, desto sinnvoller ist es, langsamer zu fliegen. So kannst du vielleicht sogar aus einem geringen Sinken ein leichtes Steigen machen und damit den Gleitwinkel ins Unendliche vergrößern. Wenn du langsam fliegst, bleibst du zudem möglichst lange in der aufsteigenden Luftmasse drinnen. Willst du aber viele Kilometer machen, musst du einen Kompromiss finden. Langsames Kreisen in schöner Thermik ist zwar sinnvoll, um oben zu bleiben, aber den Streckenrekord wirst du damit nicht brechen.
Fazit
In den meisten Fällen ist es sinnvoll, in ruhiger Luft nicht oder nur leicht angebremst zu fliegen. Triffst du auf aufsteigende Luftmassen, so wechsle in den Langsamflugmodus und nutze das Steigen effizient aus, um dann im Schnellflugmodus in den nächsten Aufwind zu wechseln.
Hier erfährst du mehr:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschwindigkeitspolare