Ein Gleitschirm fliegt, weil sein Profil Auftrieb, Vortrieb und weitere Kräfte erzeugt, sobald es von Luft umströmt wird. Die Beziehungen zwischen diesen Kräften lassen sich relativ anschaulich mit dem Konzepts des Anstellwinkels in Zusammenhang bringen.
Wo finde ich den Anstellwinkel?
Messen kannst du den Anstellwinkel im Flug nicht. Er beschreibt einen Winkel zwischen den folgenden zwei Geraden.
Profilsehne
Die Profilsehne ist eine gedachte Linie vom vordersten zum hintersten Punkt deines Gleitschirmprofils.
Stell dir vor, du schneidest deinen Gleitschirm in der Mitte durch und ziehst dann mit einem großen Lineal eine Linie vom vordersten zum hintersten Punkt. Das ist deine Profilsehne. Du kannst sie mit der Bremse (Profilsehne wird steiler) und mit dem Beschleuniger (Profilsehne wird flacher) beeinflussen.
Anströmrichtung
Wenn dein Gleitschirm durch die Luft fliegt, wird er nicht von vorne angeströmt, sondern von schräg unten. Wenn er genau von vorne angeströmt würde, würdest du endlos gleiten. Das ist eine schöne Vorstellung, aber ohne Antrieb geht das nicht. Und die Richtung der Anströmung ist die zweite Gerade, die wir brauchen, um den Anstellwinkel zu bilden.
Anstellwinkel
Der Winkel zwischen diesen beiden Geraden, also der Profilsehne und der Anströmrichtung der Luft, wird als Anstellwinkel bezeichnet und oft mit α abgekürzt.
Anstellwinkel bei Trimmgeschwindigkeit
Wenn du die Bremsen ganz freigibst, fliegt der Schirm mit dem leicht positiven Anstellwinkel, den ihm das Profil und die Leinenlänge vorgeben. Das große Pendel, das durch die langen Leinen und dein Gewicht unter dem Schirm erzeugt wird, bringt den Schirm immer wieder in diese Ausgangslage im Raum zurück, wenn keine äußeren Störfaktoren wirken. Dein Gleitschirm gleitet nicht wie ein Schlitten einen Berg hinunter durch die Luftmasse, sondern wird „mit der Nase nach oben“ durch den Vortrieb in Flugrichtung gezogen wird. Dieser ist Teil der Gesamtluftkraft, die durch die aerodynamischen Kräfte am Profil entsteht.
Beeinflussung durch Bremsen
Wenn du an der Bremse ziehst, veränderst du den Anstellwinkel auf mehrere Arten. Zum einen ziehst du die Hinterkante deines Profils nach unten und stellst damit auch die Profilsehne im Raum auf. Dein Gleitschirm erzeugt mehr Auftrieb, mehr Widerstand und dein Gleitwinkel wird schlechter. Dadurch wird der Gleitschirm nun in einem größeren Winkel von schräg unten angeströmt. Beide Effekte führen dazu, dass der Anstellwinkel größer wird. Dies macht sich durch einen erhöhten Bremsdruck bemerkbar.
Beeinflussung über den Beschleuniger
Durch Treten des Beschleunigers wird der vordere Teil des Gleitschirmprofils nach unten gezogen. Dadurch neigt sich die Profilsehne nach unten und der Anstellwinkel wird kleiner.