Du kennst das sicher. Du kommst an einem schönen Flugtag an einen Startplatz und bist sofort von Gesprächen umgeben, die sich natürlich um das Gleitschirmfliegen drehen. Die Erlebnisse der letzten Flüge, die neuesten Infos über Material und Flugtechniken werden diskutiert. Peter hatte gestern wieder einen Totalzerstörer und Simone will endlich auch 2-Leiner fliegen und nebenan wird eifrig diskutiert, ob man beim Toplanden die „Trimflaps“ benutzen soll oder ob das Runterpumpen nicht doch effektiver ist. Vielleicht hast du auch den Eindruck, dass der Wind ziemlich stark ist, aber du hörst immer wieder, dass heute ein „Hammertag“ ist. Vielleicht bekommst du auch schnell das Gefühl, dass du der einzige Anfänger unter lauter Vollprofis bist. Eine der wichtigsten Fähigkeiten, die du am Anfang deines Fliegerlebens lernen musst, ist es, diesen Input zu filtern. Wertvolle Informationen und Wissen sind wie Schätze. Aber sie zu finden, ist nicht einfach.
Sortiere den Input
Ein guter Ansatz ist, nichts davon ernst zu nehmen. Vertraue deinen eigenen Sinnen. Setz dich abseits des Trubels 10 Minuten ruhig hin und beobachte die Bedingungen. Ist der Wind warm und gleichmäßig oder kalt und böig? Welchen Einfluss haben Sonneneinstrahlung und Bewölkung? Du kannst die Bedingungen nicht nur sehen, sondern auch hören und fühlen. Nutze alle deine Sinne, um die Bedingungen zu beurteilen und nimm dir dafür mindestens 10 Minuten Zeit. Beobachte auch die Starts anderer Piloten, analysiere deren Fehler und nutze das Gesehene für die Planung deines Starts.
Erkenne den wertvollen Input
Eines haben die Leute, die ihre Meinungen und Thesen am Start- oder Landeplatz verbreiten, gemeinsam. Sie sind nicht in der Luft und das kann schon ein erster Ansatz sein, den Input, den man von ihnen bekommt, einzuordnen. Oft sind es eher die Stillen, die zum Startplatz kommen, sich konzentriert auf den Start vorbereiten und dann einfach wegfliegen. Ohne Heldengeschichten zu verbreiten. Versuche sie zu finden und bitte sie um ihre Einschätzungen zu den Fragen, die sich dir vielleicht stellen.
Ignoriere den Rest
Es mag hart klingen, aber der Grund, warum die Unfallrate beim Gleitschirmfliegen relativ niedrig ist, ist, dass das Material sehr verzeihend ist und oft auch viel Glück im Spiel ist. Wenn man z.B. hört, dass jemand bei seinem Flug einen Totalzerstörer gehabt haben will, sollte man nicht als erstes denken, was das für ein toller Pilot sein muss, dass er das überlebt hat, sondern welche gravierenden Fehler bei der Einschätzung der Verhältnisse gemacht worden sein müssen.
Fragwürdige Thesen
Solltest du einen der folgenden Gesprächsfetzen aufgreifen kannst du davon ausgehen, dass es sich eher um Geschichten aus der Fantasiewelt handelt
- Aus Wolken heraus spiralen
- Verhänger „rausstallen“
- Endlich oben bleiben wegen High-B / C-Schirm
- Sicher starten durch Starttechniken wie Cobrastart
- Topgelandet durch „Runterpumpen“
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